HNA: Erste Biogasanlage im Uslarer Land

Erste Biogasanlage im Uslarer Land steht in Dinkelhausen und liefert jetzt auch Wärme

Von Frank Schneider

Dinkelhausen. Das kleine Dorf Dinkelhausen hat ein neues Markenzeichen. Zum Teil von weitem zu sehen sind es zwei grüne Tupfer, die sich beim genauen Betrachten als spitz zulaufende Dächer entpuppen. Es sind Dächer auf den Bioreaktoren der ersten Biogasanlage im Uslarer Land.

Dort wird aus Gülle, Mist und Silage Biogas hergestellt. Damit wird ein Blockheizkraftwerk befeuert. Das produziert Strom, der an die E.ON verkauft wird, und Wärme, mit der mehrere Häuser beheizt werden. Der Vorteil: Man benötigt kein Öl oder Gas zur Energiegewinnung, sondern arbeitet mit erneuerbaren Energien.

Im Uslarer Land gibt es nach dem Vorreiter-Erfolgsmodell in Jühnde schon länger Bioenergiedorf-Initiativen. In Verliehausen und Sohlingen arbeitet man ernsthaft daran. In Dinkelhausen hat die Landwirtsfamilie Holz-Ebeling nicht lange gefackelt und sich mit einer Biogasanlage neben dem Milchvieh- und Ackerbaubetrieb ein zweites Standbein geschaffen.

Die Anlage läuft schon länger. Mit der Wärme heizen Holz-Ebelings ihre Wohnhäuser und haben kürzlich ein kleines Nahwärmenetz verlegt, an das Nachbarn und das Dorfgemeinschaftshaus als erstes öffentliches Gebäude angeschlossen sind.

Der erste Kunde

„Super“, sagt Wilhelm Hennies, der als erster Wärme-Kunde schon nach wenigen Tagen zufrieden ist. Den Ölbrenner hat er bei Ebay vertickt. Es kommen von draußen nur noch zwei Leitungen an. In den Rohren fliest 85 Grad heißes Wasser. Über einen Wärmetauscher versorgt Hennies seinen Heizkreislauf und bekommt Warmwasser. Ganz einfach.

Auch Roland Holz-Ebeling (26), der mit seinem Vater Ernst-Hermann (54) für die Biogasanlage die Firma He-Ro GbR gegründet hat, ist zufrieden. „Bis auf kleine technische Probleme alles okay“, sagt der junge Landwirtschaftsmeister nach einem Jahr Biogasanlage. Damit auch die kleinen Probleme gelöst werden, gehören Holz-Ebelings dem Maschinenring Kassel mit 14 nahezu baugleichen Anlagen an und profitieren von deren ersten Erfahrungen. Für den Hof am Ortsrand von Dinkelhausen mit den grünen Tupfern ist die Biogasanlage nicht nur eine umweltfreundliche Energiequelle, sondern zukunftsträchtiger Betriebszweig. Die Entscheidung fiel, als Roland Holz-Ebeling nach seiner Ausbildung auf den Hof zurückkam.

Neuer Betriebszweig

Von dem ursprünglichen Betrieb zwei Familien zu ernähren, hätte nicht ausgereicht. Also entschieden sich Ebelings für den neuen Zweig Bioenergie. Investiert haben sie einen sechsstelligen Euro-Betrag. „Das Ganze ist so gerechnet“, sagt Roland Holz-Ebeling, „dass davon eine Arbeitskraft finanziert werden kann: Der Betrieb deckt ein Einkommen ab.“

Bei der betriebswirtschaftlichen Berechnung spielen außerdem Faktoren eine Rolle wie die Nähe der Anlage am Hof. Roland Holz-Ebeling: „Kurze Wege sind wichtig“. Damit halten sich die Transportkosten für die Befütterung gering. Denn die Biogasanlage schluckt zehn Tonnen Gülle und Silage pro Tag.

20 Cent unterm Öl

Die Gülle und der Mist kommen von den 60 Milchkühen auf dem Hof. Die Silage wird aus Mais, Gras und Ganzpflanzen (Getreide mit Halm und allem) aus eigenem Anbau hergestellt. Es schließt sich ein Kreislauf, von dem zwei Familien leben können.

Und die bisher fünf Wärme-Abnehmer freuen sich über die erneuerbare Energie. Der Preis für die Wärme wird für mehrere Jahre festgelegt und liegt umgerechnet „mindestens 20 Cent unter dem Heizölpreis“, versichert Roland Holz-Ebeling. Billiger geht nicht. Er müsse das an den Heizölpreis koppeln, denn der hat für ihn den größten Einfluss auf seine Betriebskosten. Für ihn geht damit aber nicht nur eine Rechnung auf. Mit der Anlage mit den grünen Tupfern hat die Landwirtschaft eine Perspektive.